Verhärtete Fronten in Streit um Chemnitzer Bier

09. Juli 2021 | Chemnitzer Zeitung | von Michael Müller


Weil eine Entscheidung um die Zukunft der Traditionsmarke Bergt auf sich warten lässt, mussten mehrere Hundert Kisten Bier bereits vernichtet werden. Doch die Brauerei in Reichenbrand hat sich etwas einfallen lassen.

Diese Nachricht hatte Bierfreunde nicht nur in Chemnitz und Umgebung aufhorchen lassen: Mit einem Gerichtsurteil untersagte im Frühjahr ein Brauunternehmen aus Baden-Württemberg der Reichenbrander Brauerei, ihre im vergangenen Jahr gestarteten Bemühungen zur Wiederbelebung der zu DDR-Zeiten zwangsweise aufgegebenen Chemnitzer Traditionsmarke Bergt-Bräu fortzusetzen. Dem in fünfter Generation geführten Familienbetrieb ist es seither untersagt, Bier unter der Bezeichnung „Bergt“ zu vermarkten. Begründung: Verwechslungsgefahr mit der schwäbischen Biermarke „Berg-Bier“.

Die Reichenbrander haben gegen das Urteil Berufung eingelegt. Die Verhandlung darüber am Oberlandesgericht Stuttgart ist aber erst für kommendes Frühjahr angesetzt. Braumeister Michael Bergt sieht sich daher zum Handeln gezwungen. „In den vergangenen Wochen mussten wir bereits rund 500 Kästen abgefülltes und vom Markt genommenes Bier vernichten“, sagte er. Bei Einigungsversuchen seines Anwalts mit der schwäbischen Brauerei habe kein für die Reichenbrander annehmbares Ergebnis erzielt werden können. „Weiterhin sollen wir unseren Familiennamen aus allen Aktivitäten streichen“, schildert Bergt. „Ein Gebaren, das uns gerade in der jetzigen, wirtschaftlich schwierigen Zeit fassungslos macht.“

Nun versucht er, aus der Not eine Tugend zu machen. Die im Zuge der Wiederbelebung des „Bergt-Bräu“ eingeführten 0,33-Liter-Flaschen werden in allen vier Sorten künftig mit einem anderen Etikett versehen. Sie sollen ab kommender Woche in der Reichenbrander Brauerei und demnächst auch in ausgewählten Märkten zu haben sein. Die Gestaltung der Flaschen lehnt sich an die betont modern gehaltenen „Bergt-Bräu“-Etiketten aus dem vergangenen Jahr an, versehen mit einem Schriftzug „Logo im (Brau-)Prozess“.

Trotz der schwierigen Situation glaubt Michael Bergt, dass in dem Rechtsstreit Hopfen und Malz noch nicht verloren sind. „Wir hoffen weiterhin auf eine faire und  vernünftige Behandlung sowie ein versöhnliches Urteil“, sagte er.

Bild: Michael Bergt, Braumeister und Geschäftsführer (Foto: Andreas Seidel/Archiv)

Chemnitzer Zeitung | 09. Juli 2021 | Autor: Michael Müller