Traditionsbiermarke kehrt nach Namensstreit in die Läden zurück

28. März 2022 | Freie Presse | von Michael Müller


Im Markenrechtsstreit um die Chemnitzer Traditionsbiermarke „Bergt-Bräu“ aus Reichenbrand ist eine Entscheidung gefallen. Laut Brauereichef Bergt darf das Bier ab sofort wieder verkaufen werden. Noch am heutigen Montag sollen erste Flaschen abgefüllt werden. Die zu DDR-Zeiten aus staatlichen Druck hin aufgegebene Marke war 2020 wiederbelebt worden. Eine Brauerai mit ähnlichem Namen aus Baden-Württemberg hatte dagegen geklagt.

In Reichenbrand darf ab sofort wieder „Bergt-Bräu“ abgefüllt werden. Bereits am Montag soll mit der Produktion begonnen werden.

Chemnitz.Im Markenrechtsstreit um die Chemnitzer Traditionsbiermarke „Bergt-Bräu“ aus Reichenbrand ist eine Entscheidung gefallen. „Ab sofort wird unser Familienname Bergt wieder auf den Etiketten zu finden sein“, sagte Brauereichef Michael Bergt der „Freien Presse“. Nähere Details zum Ausgang des Verfahrens, das in der vergangenen Woche am Oberlandesgericht Stuttgart verhandelt wurde, wollte er nicht nennen. „Wir haben Stillschweigen vereinbart, und daran werden wir uns auch halten“, betonte er. Das Verfahren sei aber rechtskräftig beendet.

Gegen die Nutzung des Namens Bergt hatte eine Brauerei in Baden-Württemberg geklagt. Sie braut und verkauft verschiedene Biere unter dem Namen „Berg-Bier“. Durch die ähnlichen Bezeichnungen seien – zum Beispiel in der Online-Vermarktung – Verwechslungen und dadurch Nachteile für den eigenen Absatz zu befürchten, hieß es.

Mit ihrer Klage reagierte die schwäbische Brauerei, die in erster Instanz Recht bekommen hatte, auf die 2020 begonnene Wiedereinführung der Chemnitzer Traditionsmarke „Bergt“ durch die Brauerei in Reichenbrand. Unter dem Familiennamen der Gründer und Betreiber war das hier gebraute Bier bis weit in die DDR-Zeit hinein vermarktet worden. Älteren Chemnitzern ist „Bergt-Bräu“ bis heute ein Begriff, gleichwohl der Name „Bergt“ in den 1970er-Jahren auf Drängen des Staates von den Etiketten verschwinden musste. Fortan wurde das Bier als „Reichenbrander“ verkauft.

Mit der Rückkehr zu „Bergt-Bräu“ wollte Michael Bergt, der das Unternehmen in fünfter Generation führt, nicht zuletzt einen Lebenstraum seines verstorbenen Großvaters erfüllen. „Er hat sich die Rückkehr zu ‚Bergt‘ immer gewünscht“, schildert der 38-Jährige. „Wir sind unheimlich froh, dass dieser nervenaufreibende Prozess jetzt durchgestanden ist und wir uns wieder voll auf unsere eigentliche Arbeit konzentrieren können.“ Bereits am heutigen Montag solle mit dem Abfüllen der Flaschen begonnen werden, im Laufe der Woche das Bier dann wieder im Handel erhältlich sein.

Im Netz erreichten das Reichenbrander Familienunternehmen noch am Wochenende die ersten Glückwünsche, nicht zuletzt aus der Chemnitzer Gastro-Branche. „Wir danken allen, die uns auf diesem steinigen Weg die Daumen gedrückt und zu uns gehalten haben“, äußerte Michael Bergt bei Facebook. Trotz neuer Sorgen wegen steigender Rohstoffpreise und den noch immer spürbaren Folgen der Corona-Pandemie wolle er den Blick nun nach vorn richten, sagte er der „Freien Presse“. „In zwei Jahren wollen wir in Reichenbrand 150 Jahre Bergt-Bräu feiern.“

Bier mit Tradition

Die Reichenbrander Brauerei Bergt bezeichnet sich als älteste Chemnitzer Privatbrauerei. 1874 gegründet, befindet sie sich seit 1895 in Besitz der Familie Bergt. 2005 stieg Michael Bergt als damals jüngster Braumeister Sachsens den Betrieb ein. Er zählt heute zwölf Beschäftigte.

Vor 50 Jahren musste die Familie das Privatunternehmen an den Staat verkaufen. Als „Brauerei Reichenbrand“ war es später Betriebsteil des VEB Getränkekombinat Karl-Marx-Stadt. Als eines der ersten Unternehmen der Stadt wurde die Brauerei im April 1990 reprivatisiert. (micm)

 

 

Bild: Michael Bergt leitet die Reichenbrander Brauerei in fünfter Generation. Mit modernen Etiketten hat er die Marke „Bergt-Bräu“ wiederbelebt. (Foto: T. Söll/A.)

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Quelle: Freie Presse | 28. März 2022 | Autor: Michael Müller